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Ländlicher Raum: Wolfsparadies oder Schutz der Bürgerinteressen?

Wolf beim Fressen

Wölfe im Land Brandenburg

Nach derzeitigem Kenntnisstand des Monitorings (Wolfsjahr 2016/2017) leben im Land Brandenburg 21 Wolfsrudel und zwei Paare. Hinzu kommen zwei Gebiete mit unklarem Status. Derzeit wird von 25 Vorkommensgebieten ausgegangen. Zuzüglich der Suchräume im Landkreis Elbe-Elster (Raum Prösa), im Raum Hangelsberg (Landkreise Märkisch-Oderland/Oder-Spree) sowie grenzübergreifend zu Mecklenburg-Vorpommern für die Jännersdorfer Heide. Der derzeitige Kenntnisstand für das Wolfsjahr 2016/2017 ist vorläufig, da die Untersuchungen in den einzelnen Gebieten noch laufen. Insbesondere über die großen ehemaligen und bestehenden Truppenübungsplätze hat sich bereits eine starke brandenburgische Population aufgebaut. Die Dynamik hält ungebrochen an und es ist davon auszugehen, dass der Wolf schon in naher Zukunft wieder flächendeckend in Brandenburg vertreten sein wird.

Wie viele Wölfe gibt es also momentan in Brandenburg?

Die offizielle, durch das sogenannte Wolfsplenum benannte aktuelle Zahl liegt bei 140 Tieren. Wildbiologen gehen von einer deutlich höheren Zahl in Brandenburg aus.

Ist der Wolf von Natur aus ein scheues Tier und fürchtet den Menschen?

Der Wolf ist entgegen verharmlosender Darstellungen ein aggressiv platzgreifendes Raubtier, das jeden sich bietenden Lebensraum besetzen wird. Wenn er dabei keine Gegenwehr erfährt, dann wird er über kurz oder lang nicht nur die ländlichen Räume, sondern auch die stadtnahen Bereiche erobern. Die konsequente Anpassungsfähigkeit liegt in seiner Natur!

Muss der Bürger Angst vor Wölfen haben?

Panik zu schüren ist hier genauso unangebracht, wie das Verharmlosen eines Raubtieres! Fakt ist, dass wir gerade in Brandenburg einige Lebensräume haben, die dem Wolf günstige Bedingungen bieten. Dazu zählen insbesondere die großen Truppenübungsplätze und einige ausgedehnte zusammenhängende Waldgebiete. Der überwiegende Teil unseres Landes ist und bleibt aber eine durch den Menschen geprägte Kulturlandschaft, in der wir Nahrungsmittel produzieren, Nutztiere halten und in der sich Menschen auch zur Erholung in großer Dichte bewegen. Dort hat der Wolf aus guten Gründen nichts zu suchen!

Proaktives Handeln - Wolfshege erfordert gesetzliche Grundlagen!

Wölfe ziehen weit, Länder- oder Staatsgrenzen stellen für sie kein Hindernis dar. Lösungsansätze müssen daher großräumig angelegt werden. Brandenburg war das erste deutsche Bundesland, das sich direkt nach der Wende ein sogenanntes Wolfsmanagement gegeben hat. Im Jahr 2017 läuft der derzeit aktuelle Managementplan in Brandenburg aus. Im Jahr 2018 erfolgt eine Überprüfung der Einstufung des Schutzstatus auf europäischer Ebene. Die Definition des günstigen Erhaltungszustands muss konkrete Bestandszahlen festlegen! In logischer Folge darf eine Anhangsänderung in der FFH-Richtlinie, mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen, nicht länger tabuisiert werden. Das zügige Anwachsen der Wolfspopulationen ist unübersehbar.

Welche Entscheidungen müssen getroffen werden?

Neben dem bereits bestehenden Wolfsmanagement und den weiter auszubauenden Entschädigungszahlungen an die Nutztierhalter müssen zweifelsfrei drei Entscheidungen getroffen werden! So wie in den meisten Ländern, in denen Wölfe vorkommen, muss auch für Brandenburg eine Obergrenze für die Wolfspopulation bestimmt werden! Zudem muss es eine wildökologische Raumplanung geben! Das heißt, es muss klar sein, wo Wölfe toleriert werden und aus welchen besiedelten Räumen diese fernzuhalten sind. Drittens muss rechtlich verbindlich geregelt werden, wer bei Erreichen der Obergrenze bzw. bei Auftreten von Wölfen in Ausschlussgebieten, die Entnahme dieser Tiere unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen vornimmt!“

Können unsere Jäger als geprüfte fachkundige Naturschützer eingebunden werden?

Derzeit noch nicht, da der Wolf nicht dem Jagdrecht unterliegt. Zukünftig ist das aber der einzig sinnvolle Weg. Mit dem Jagdrecht existiert ein bewährtes Instrumentarium, welches sicherstellen würde, dass die Entnahme von Tieren nur in einem engen rechtlichen Rahmen und unter strenger Überwachung durch die zuständigen Behörden erfolgt. Die Jäger sind schon jetzt in die Managementpläne eingebunden und haben bewiesen, dass sie damit verantwortungsvoll umgehen. Zudem sind sie die einzige flächendeckend vorhandene Gruppe, die es fachlich umsetzen kann, da sie genau dafür ausgebildet.

Politik und Gesellschaft würde gut daran tun, auf diese Expertise zurückzugreifen und gleichzeitig die Jäger in die Pflicht zu nehmen. Voraussetzung hierfür ist die rechtliche Feststellung, dass die Population einen günstigen Erhaltungszustand erreicht hat und somit als geschützte Art nicht mehr vom Aussterben bedroht wäre. Bis dahin ist die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht mit einer ganzjährigen Schonzeit der richtige Weg, um auf die Hege dieser Wildart vorbereitet zu sein!

Verhindern insbesondere die Gesetze der EU eine national wirksame Lösung?

Wir Deutschen neigen bezüglich der EU-Gesetzgebung immer zu vorauseilendem Gehorsam. In den skandinavischen Ländern gelten die gleichen EU-Gesetze und dennoch erfolgt das Wolfsmanagement dort ganz ähnlich wie zuvor beschrieben. Beispielsweise hat das über 11x größere Finnland die Obergrenze für Wölfe auf 220 Tiere bestimmt. In Lettland, wird jeder Wolfsabschuss sogar im Internet bei voller Transparenz veröffentlicht. Unsere Umsetzungsdefizite haben mehr etwas mit unserem fehlenden politischen Selbstbewusstsein und der Stärke diverser Interessensgruppen zu tun. Worauf wir möglicherweise zusteuern, ist am Ende ein Kippen der Stimmung und damit ein Schwinden der noch vorhandenen Akzeptanz für den Wolf.

Warum ist die Diskussion um den Wolf in Brandenburg nicht mehr zu ignorieren?

Es gibt den berühmten Satz: „Die Natur kennt weder Belohnung noch Strafe, lediglich Konsequenzen!“ Geboten ist die emotionslose Betrachtung dessen was ist! Der Wolf in Brandenburg wird Konsequenzen haben, das ist unausweichlich! Aber wer trägt die Konsequenzen denen sich die Politik nicht rechtzeitig gestellt hat? In finanzieller Hinsicht, wie immer der Steuerzahler! In gesellschaftlicher Hinsicht, die Bevölkerung im ländlichen Raum! Ein gemeinschaftlicher Konsens zwischen den Bewohnern unserer Städte und den Bürgern im ländlichen Raum ist unabdingbar für ein tragfähiges Bündnis, um dem WOLF in unserer Gesellschaft Akzeptanz zu verschaffen und den Naturschutz verantwortbar zu etablieren.